100 Jahre Serienproduktion von Motorrädern?

– da liegt es natürlich auf der Hand, dass auch Motorsport betrieben wurde. Im Laufe der Jahre beteiligte sich Hercules am Straßenrennsport, Motocross und Trial, aber mit keiner Sportart ist der Name Hercules-Sachs so verbunden wie mit dem Geländesport.
Der heutige Endurosport war von je her ein Zuverlässigkeitssport, vergleichbar mit einer Rallye, bei dem eine schwere Geländestrecke in einer vorgegebenen Zeit zu bewältigen ist. Strafpunkte gibt es für Verspätungen, aber auch zu frühes Erscheinen an der Kontrollstelle wird bestraft.
Seit Einführung der Deutschen Geländemeisterschaft im Jahr 1955 war Hercules dabei, und gleich im ersten Jahr saß der Meister der 250 cm³-Klasse auf einer Hercules, damals noch mit einem JLO-Zweizylindermotor.
Willy Brösamle konnte seinen Titel im folgenden Jahr verteidigen, diesmal in der 175 cm³-Klasse mit einem Sachs-Motor.
Wenn man die Maschinen von einst betrachtet, fällt einem die Seriennähe gleich ins Auge. Grobstollige Reifen, ein breiter Lenker und vielleicht noch ein hochgezogener Auspuff, das wars.
Während viele deutsche Hersteller Ende der 50er Jahre ums Überleben kämpften, präsentierte Hercules mit der K 100 eine vollständige Neuentwicklung, für die es sogar einen Geländesport-?Kit? gab. Das fußgeschaltete Nachfolgemodell K 101 konnte man direkt ab Werk als ?GS? ordern.
Kein Wunder also, dass die ersten Meisterschaften in der kleinsten Klasse an Hercules gingen.

Nachdem Hercules Anfang der 60er Jahre mit der K 50 bei den Kleinkrafträdern ein ganz heißes Eisen im Feuer hatte, war es keine Frage, sich auch in der 50er-Klasse zu beteiligen.
Ausgerechnet in der sog. ?Schnapsglasklasse? errang Hercules den wohl spektakulärsten Erfolg im Geländesport: Heinz Brinkmann wurde 1964 Gesamtsieger bei der ?Valli Bergamasche?, einer schweren internationalen Mehrtagesfahrt. Er blieb als einziger Fahrer ohne Strafpunkte ? gegenüber der überwiegend hubraumstärkeren Konkurrenz wohlgemerkt.

1967 musste Hercules auf Beschluß der Konzernmutter Sachs den Werksstall schließen, betroffen war auch die Zweirad-Union, ebenfalls in Sachs-Besitz.
Für die vielen Privatfahrer gab es aber weiter in jedem Frühjahr eine Kleinserie von Sportmaschinen, die im Inland als Hercules, im Ausland als Zweirad-Union DKW verkauft wurden.
Betreuung bei den Wettbewerben, großzügige Rabatte und nicht zuletzt der hochdotierte ?Hercules-Sachs-Sportpokal? machten die Nürnberger Wettbewerbsgeräte gerade für die Privatfahrer zu einer guten Wahl.

Die Sachs-Zweitaktmotoren mit 50, 100 und 125 cm³ wurden wegen ihrer Leistung und Zuverlässigkeit auch von vielen ausländischen Herstellern bevorzugt. John Penton, ein Motorradhändler aus Ohio/USA, ließ nach seinen Vorgaben bei KTM eine Geländemaschine für den amerikanischen Markt bauen ? natürlich führte auch für ihn kein Weg am Sachs-Motor vorbei. Die Penton-Sachs wurde ein riesiger Erfolg und legte den Grundstein für den Erfolg von KTM als Produzent von Offroad-Maschinen.

1974 sahen die Gelände-Fans wieder Hercules-Werksmaschinen am Start und mit Einführung der neuen 7-Gang-Sachs-Motoren stellten sich auch die Erfolge wieder ein. Die deutschen und italienischen Werksfahrer Hans Wagner, Heino Büse, Gino Perego oder Franco Gualdi gehörten zu den besten Geländesportlern der Welt.
Die wohl exotischste Gelände-Hercules fiel nicht zuletzt durch ihr ungewöhnliches Geräusch auf. Die Wankel-GS war damals die einzige Maschine, die man allein am Klang erkennen konnte.

Nach dem Gewinn von 2 Europameisterschaften im Jahr 1978 durch das italienische Team schloß Sachs den Werksstall erneut und auch die Serienproduktion von Wettbewerbsmaschinen wurde bald darauf eingestellt.
Anfang der 80er Jahre war aus dem Geländesport der Enduro-Sport geworden ? und mit drei Titelgewinnen in der neuen 80 cm³-Klasse verabschiedete sich Hercules endgültig vom Geländesport.

Lange waren die alten GS-Maschinen von der Bildfläche verschwunden, aber es gibt sie noch. Viele der stollenbereiften Raritäten haben in Sammlerhand überlebt und sind heute ? schöner denn je ? bei den zahlreichen Classic-Geländefahrten in Aktion zu bewundern.